Legenden der Klassischen Musik und Musikkultur
Seiji Ozawa und das Seiji Ozawa Matsumoto Festival
Seiji Ozawa ist einer der Spitzen-Orchester-Dirigenten Japans. Er studierte in Europa und begründete seine Kariere in Amerika, wo er mit den New Yorker Philharmonikern, der San Francisco Symphonie und 29 Jahre lang mit dem Boston Symphonie Orchester als Musikdirektor arbeitete. Später wurde er Musikdirektor der prestigeträchtigen Wiener Staatsoper.
In Japan dirigiert Ozawa das weltbekannte Saito-Kinen Orchester, welches 1984 in Erinnerung an Hideo Saito gegründet wurde, einen seiner hochverehrten Mentoren. Saito war eine der Schlüsselfiguren, der die Welt der westlichen klassischen Musik nach Japan brachte. Das Orchester, das jetzt seinen Namen trägt, hat seinen jährlichen Auftritt auf Matsumotos Seiji Ozawa Matsumoto Festival.
Seiji Ozawa rief 1992 sein erstes Festival in Matsumoto ins Leben, welches ebenso zu Ehren Saitos ursprünglich Saito Kinen Festival genannt wurde. Heute ist das äußerst beliebte, einen Monat lang dauernde Event als Seiji Ozawa Musik Festival bekannt und findet jedes Jahr von Mitte August bis Anfang September statt. Die ausdrucksvollen Orchester- und Opernaufführungen mit Spitzenmusikern aus aller Welt, machen Matsumoto mit diesem Festival zu einer erstklassigen Adresse für Liebhaber klassischer Musik.
Shin’ichi Suzuki und die Suzuki-Methode
Matsumoto ist der Geburtsort der Suzuki-Methode, einer pädagogischen Philosophie, die vor allem, aber nicht ausschließlich, mit Musikerziehung (besonders Geige) assoziiert wird. Diese Methode ist nach ihrem Begründer, dem Geiger und Pädagogen Shin’ichi Suzuki benannt, der 1948 in Matsumoto das „Talent Education Institute“ eröffnete, in dem die Suzuki Methode zum ersten Mal verwendet wurde.
Dr. Suzuki betonte in seinen Lehren in hohem Maße die Einbindung der Eltern, liebevolle Ermutigung, Wiederholung und einen Lernbeginn im frühen Kindesalter. Eines der grundlegenden Prinzipien der Suzuki Methode ist die Vorstellung, dass jedes Kind die Fähigkeit hat, Musik zu erlernen, genau wie es die eigene Muttersprache erlernt; folglich handelt es sich nicht um ein angeborenes Talent, sondern einen kultivierbaren „seed of ability“ („Fähigkeits-Samen“) mit dem jedermann geboren wird.
Dieser Ansatz hat in der Tat viele professionelle Musiker hervorgebracht, was aber nicht unbedingt das höchste Ziel ist: Dr. Suzuki strebte an, Kinder zu liebevollen Menschen zu erziehen und ihr Wesen durch das Studium der Musik zu entfalten. Eines seiner berühmtesten Zitate – „Alle Kinder wachsen, es kommt darauf an wie sie erzogen werden“ – veranschaulicht seine Philosophie.
Die Suzuki Methode verbreitete sich mit der Zeit weltweit, nachdem Kinder des „Talent Education Research Institute“ ab dem Jahr 1964 in den U.S.A Geigen-Konzert Touren veranstalteten. In Matsumoto können Sie die Suzuki-Gedenkhalle besuchen, welche sich in dem kleinen Haus befindet, in dem Dr. Suzuki lebte und seine Methode entwickelte. Hier können interessante Gegenstände seines Lebens besichtigt werden, wie zum Beispiel sein originaler Arbeitstisch oder Fotos und Briefe von Albert Einstein, mit dem er sich anfreundete als er in Europa studierte! Man kann auch das „Talent Education Institute“ besuchen, wo man Gruppenunterricht oder Schüler-Konzerte beobachten kann. (Was großartig ist, falls man die Methode für seine eigenen Kinder in Betracht zieht!)
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Webseite des „Talent Education Research Institute“ oder der „Suzuki Association of the Americas“.
Matsumoto als Musikzentrum
Es scheint als würde die Musikkultur die Stadt bis in den letzten Winkel durchdringen. Schulen in Matsumoto sind bekannt für ihre exzellenten Musikerziehungsprogramme, weswegen die Einwohner seit ihrer Kindheit von einer Wertschätzung für Musik geprägt sind. Geht man durch das Stadtzentrum, findet man etliche Musikläden mit funkelnden Saxophonen, geschmackvoll gefertigten Geigen und anderen Instrumenten, die einen aus den Schaufenstern heraus anlächeln. Tatsächlich ist die hohe Dichte an Musikläden sogar mit der einer Großstadt wie Tokio vergleichbar! Es überrascht daher nicht, dass Matsumoto eine viel größere Zahl an Live-Konzerten hat – sowie Ortsansässige, die diese auch tatsächlich besuchen – als die meisten anderen Städte.
Abgesehen von Kultur und Bildung beheimatet Matsumoto auch FujiGen, einen von Japans Top-Herstellern von Musikinstrumenten, der auf Gitarren spezialisiert ist. Die Verfügbarkeit von hochwertigem Holz und das ideale Klima für Holzbearbeitung, machen Matsumoto zu einem hervorragenden Standort für die Produktion von Holzinstrumenten. Während Japans E-Gitarren Boom in den 1960er Jahren gab es allein in Matsumoto über fünfzig Gitarrenhersteller mit FujiGen an ihrer Spitze. Als der Boom abflaute, war FujiGen einer der wenigen Betriebe, der überlebte.
Vielleicht haben Sie noch nie von FujiGen als solches gehört, aber FujiGen produzierte viele der Fender E-Gitarren während der 1980er und 1990er, was die Firma zu jener Zeit zu einem der führenden Gitarrenhersteller der Welt machte. Außer für Fender produzierte FujiGen auch Gitarren für Firmen wie Gretsch und Orville, und arbeitet bis heute mit Epiphone und Ibanez zusammen. Heute stellt FujiGen Gitarrenteile her, bietet Reparaturservice an und baut qualitativ hochwertige maßgefertigte Gitarren und andere Instrumente (zu denen auch Taiko-Trommeln und Spieluhren gehören).
Wenn Sie also ein Musikliebhaber sind und planen nach Matsumoto zu kommen, dann fügen Sie die Suzuki-Gedenkhalle auf ihrer Reiseroute hinzu, oder legen Sie Ihre Reise in die Zeit des Seiji Ozawa Music Festivals. Um die lokale-Musikszene zu entdecken, informieren Sie sich über kleine Konzerte oder Live-Shows, die während der Zeit Ihres Aufenthalts stattfinden. Man kann sogar eine Führung durch die Firma FujiGen in Ōmachi, nahe Matsumoto, machen: Führungen werden jeden Monat am 2. und 4. Freitag angeboten. (13:00 bis 15:00 Uhr, nur nach Voranmeldung, Tel: 0263-28-0393, Email: . Oder Informationen auf Japanisch online unter).
Wenngleich Matsumoto von einer langen Geschichte als Burg-Stadt geprägt ist, werden Sie feststellen, dass Musik durch seine Adern fließt.